Dr. Fabian Heubel, Associate Research Fellow, Institute of Chinese Literature and Philosophy, Academia Sinica, Taipei, Taiwan (R.O.C.)
Ort: KWZ, Heinrich-Düker-Weg 14, Raum 2.601
Zeit: 27. Juni 2012, 18.00-20.00 Uhr

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ringen chinesische Intellektuelle mit der Frage wie das für konfuzianische Philosophie grundlegende Motiv der „Selbstkultivierung“ und das sich darauf gründende Modell des Regierens mit demokratischer Politik in Einklang gebracht werden kann. Am Beispiel der Interpretationen von einem der zu den klassischen vier Büchern des Konfuzianismus gehörende Texte, dem *Großen Lernen *(*Daxue*), durch die Philosophen Xiong Shili (1886-1968) und Mou Zongsan (1909-1995) versuche ich skizzenhaft nachzuzeichnen, wie diese die Demokratisierung des Konfuzianismus gedacht haben. Mein Beitrag beleuchtet Aspekte der politischen Philosophie des zeitgenössischen Neokonfuzianismus aus der Perspektive eines im katastrophengeladenen Spannungsfeld von kulturhistorischer Kontinuität und revolutionärem Bruch sich vollziehenden Modernisierungsprozesses. Durch Mou Zongsans Unterscheidung von einem „Weg der Politik“ und einem „Weg des Regierens“ hindurch versuche ich sodann komparative und transkulturelle Perspektiven der kritischen Auseinandersetzung mit der politischen Philosophie des modernen Konfuzianismus zu erschließen.